Kontrast erhöhen
für Leser/-innen mit Sehbehinderung
Kreuz im Geistlich-Diakonischen Zentrum von den Diakonissen in Riehen
„Seht wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“
Lukas-Evangelium 18,31
Passionszeit. Seht, wir gehen... Der Vers aus dem Lukasevangelium, der als Wochenspruch über den Tagen vor dem Beginn der Passionszeit steht, klingt für mich wie eine Überschrift, wie ein Bogen hinein bis in die Karwoche. „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem…“ bzw. „Seht, wir gehen auf die Karwoche, auf das Leiden und Sterben Jesu zu“.
Passionszeit. Kreuz. Leiden. Das klingt schwer. Und das ist es auch. Auf Schweres zugehen, Leid aushalten und ohnmächtig daneben stehen müssen – wer will das schon? Und doch gehört es zu unserem Leben dazu. Mal näher und mal ferner. Manchmal so nah, dass es kaum aushaltbar ist und manchmal so fern, dass es sich als gar nicht zum Leben dazugehörig anfühlt. Und dann trifft es mich doch wieder. Unvermittelt. Schwer.
So ist das vielleicht auch mit der Passionszeit. Mal nehme ich es ganz bewusst wahr: Momente, in denen mir der Tod Jesu und darin auch seine Liebe nahe kommen, mich berühren. Mich still werden lassen. Und dann gibt es Tage, in denen mir das alles weit weg scheint. Unwirklich. Da ist kein Zugang. Da ist einfach Alltag und nicht Passionszeit. „Seht wir gehen hinauf…“ – 40 Tage haben wir nun Zeit die Passion, das Leiden und die Liebe Jesu gleichermaßen an uns herankommen zu lassen. 40 Tage Zeit, um mir immer wieder neu ins Gedächtnis zu rufen: Passionszeit. „Seht wir gehen hinauf…“. 40 Tage um mich ganz bewusst zu fragen: Jesus stirbt am Kreuz – für mich?!
Mir ist im Blick auf die Passionzeit dieses Jahr eines unserer Mittagsgebete entgegen gekommen: „O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens.“ Ein hoher Anspruch und doch lockt es mich, dieses Mittagsgebet in die nächsten 40 Tage als Alltags- und Passionsbegleiter mit hineinzunehmen. Vielleicht gerade in diese Zeit, in der um Demokratie, Freiheit und Menschenwürde so gerungen und für sie an so vielen Orten demonstriert wird.
„O Herr…“ – Der Blick auf das Kreuz, auf den Gekreuzigten kann mich still werden lassen. Meinen Horizont und mein Herz weiten. Mich befreien von mir selbst, von meinen engen Grenzen. Weil ich im Blick auf ihn etwas von diesem „Christus für mich“ erahnen kann. Weil ich im Blick auf ihn etwas erahnen kann von der unfassbar großen Liebe, die von Gott her für jeden einzelnen Menschen gilt. Und wenn das geschieht, wenn ich etwas von der Liebe Gottes, die auch mir ganz persönlich gilt, spüre – und sei es noch so winzig – dann verändert das mein Denken und Handeln. Zumindest ist das meine Sehnsucht. Nicht immer gelingt es. Oft gelingt es auch nicht, weil wir Menschen sind. Deshalb ist der Blick zum Kreuz, auf den Gekreuzigten so wichtig. Immer wieder. Denn dieser Blick, er bedeutet: Neubeginn. Jetzt. In diesem Moment. Immer wieder neu die Chance, mich jetzt anders zu verhalten. Nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Kraft, die von Christus herkommt. Göttliche Kraft, die von Liebe erzählt und von Versöhnung und von Frieden. Deshalb:
O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde, da, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt
Das Gebet finden Sie als Lied im Evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 416 oder im Gotteslob auf S. 86. Und gesungen unter: https://www.youtube.com/watch?v=yQ3izlVBv7w
Impuls von Sr. Martina Stieber / Gästehaus Selbitz
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