
Von Anfang an, also seit 1949, gibt es die Tertiärgemeinschaft (TG), eine Gruppe Alleinstehender, Ehepaare und Familien, die in einer besonderen Verbundenheit mit der Communität Christusbruderschaft (CCB) leben. Sie verstehen sich als eine Weggemeinschaft, die verbindlich und konkret die Berufung und Spiritualität der Communität teilt und eine jeweils eigene Form im Alltag umsetzt. Heute gehören über 100 Tertiärgeschwister zur Gemeinschaft.
Zur Geschichte
Der Name Tertiärgemeinschaft leitet sich ab von dem lateinischen Wort für dritter: tertius. Nach den Schwestern und den Brüdern sind die Tertiären der "Drittorden" der Communität.
Die Tertiärgemeinschaft wählt sich eine dreiköpfige Leitung, die gemeinsam mit der Priorin/dem Prior der Communität für die Gemeinschaft Verantwortung übernimmt.
Derzeit sind dies:
Die Tertiärgemeinschaft ist in 12 regionale Zellen mit jeweils 7 – 12 Geschwistern untergliedert.
Zu den Zellen siehe auch: Tertiärsein leben
Die über 100 Geschwister der Tertiärgemeinschaft leben vorwiegend im süddeutschen Raum, vereinzelt aber auch im Westen Deutschlands und in den neuen Bundesländern.
Anfragen zur Anwärterschaft beantworten:
stefan.wohlfarth@t-online.de
Zum Thema Anwärter/innen siehe auch: Der Weg in die Tertiärgemeinschaft
Die Tertiärgemeinschaft lebt nach der Regel der Communität, darüberhinaus hat sie eigene "Konkretionen", in denen ihr Verständnis, ihre Aufgaben und ihre Lebensform näher beschrieben sind. Die beiden folgenden Texte sind diesen "Konkretionen" entnommen:
Beide Gemeinschaften (CCB und TG) haben die Verheißung, Wohnort der Liebe Gottes unter den Menschen zu sein. Die Tertiärgemeinschaft ist der Communität bleibend zugeordnet. Tertiärgemeinschaft und Communität achten und unterstützen sich gegenseitig in ihrer je eigenen Berufung und Lebensform.
Die Tertiärgemeinschaft ist eine verbindliche und lebenslange Gemeinschaft von Verheirateten und Alleinlebenden. Die Tertiären orientieren sich in ihrem christlichen Glauben und Leben an der Regel der Communität. Die Tertiärgemeinschaft lebt in der Verbundenheit mit der Communität ihren Sendungsauftrag für die Welt in Familie, Gemeinde und Beruf.
Grundlegend für das Selbstverständnis der Tertiären ist der folgende Text:
Wir wollen mit den Schwestern und Brüdern der Communität Christusbruderschaft und der Tertiärgemeinschaft innere Gemeinschaft halten, uns untereinander in der Liebe Christi annehmen, in der Fürbitte füreinander und für die Welt einstehen und im Geist der Seligpreisungen leben.
Die meisten Menschen, die sich für die Tertiärgemeinschaft interessieren, kennen bereits die Communität Christusbruderschaft.
Eine Möglichkeit, die TG kennen zu lernen, besteht in den sogenannten Schnuppertagen. D.h. Interessierte sind eingeladen, einen Tag mit der TG zu verbringen. Dies sind zum Beispiel Studientage, an denen sich die Gemeinschaft bestimmten Themen widmet oder ausgewählte Tage ihrer regelmäßigen Klausuren.
Wenn Interessenten Mitglieder der TG werden möchten, sprechen Sie zunächst mit den Anwärter-Begleiter/innen und der Priorin der CCB.
Die Treffen der Anwärter/innen sind derzeit jeweils im Anschluss an die Schnuppertage im November in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Dazwischen liegt ein Wochenende in einem der Gästehäuser der CCB.
Dieser Weg des Hineinwachsens dauert drei Jahre. Am Ende steht die zeitliche Bindung für weitere drei Jahre. Sie ist noch einmal eine Zeit des Kennenlernens und des Prüfens. Erst danach erfolgt die endgültige Bindung in einem feierlichen Gottesdienst.
Das Anliegen der Tertiärgemeinschaft besteht darin, Wohnort Gottes unter den Menschen zu sein und in der Liebe Jesu Christi zu leben. Dies leitet sich aus einer wichtigen Verheißung ab, die der Communität gegeben ist:
Ihr seid Hütte Gottes bei den Menschen.
Konkretisiert wird dieses Anliegen in den beiden Klausur-Tagungen der ganzen Gemeinschaft im Frühjahr und Herbst in Selbitz
Die Klausurtreffen sind die Sammlungspunkte unserer Weggemeinschaft. Sie dienen der spirituellen Ausrichtung auf dem gemeinsamen, verbindlichen Weg mit der Communität und der Begegnung mit der Gesamtgemeinschaft der Tertiären.
im geistlichen Austausch sowie im Teilgeben und Teilnehmen untereinander in regionalen Zellen
Um Weggemeinschaft konkreter leben zu können, brauchen wir das regelmäßige und verbindliche Treffen mit Geschwistern in den Zellen. Diese Treffen bieten Raum für persönlichen und biblischen Austausch, das gemeinsame Gebet und für die Vertiefung geistlicher Themen.
Darüberhinaus engagiert sich die TG in weiteren Bereichen, so z. B. bei "Miteinander für Europa" oder bei "Church and peace".
Die "Konkretionen" beschreiben ausführlicher Aufgaben und Anliegen der Tertiärgemeinschaft.
Dass wir Liebe untereinander und die Einheit in der Verschiedenheit leben, das wird Aufmerksamkeit wecken. Wir sind ja so verschieden nach Herkunft, Erfahrung, Prägung. … Wir versuchen, Hütte Gottes bei den Menschen zu sein. Das heißt aufnehmend für Suchende zu sein, die eine offene Tür, ein Dach, etwas Zeit, Toleranz, eine Heimat brauchen. Hans Häselbarth
Wollte Gott uns in Selbitz haben? Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Zwei Begebenheiten gaben uns die Sicherheit: Es ist Gottes Berufung. Der Zuspruch einer leitenden Schwester: "Wir brauchen euch, ihr gehört hier her." Und das Wort aus dem Epheserbrief: "Ihr seid nicht Fremdlinge oder Gäste, sondern Hausgenossen." ... So sind wir ein Teil der Christusbruderschaft und sie ist ein Teil von uns. Elsbeth Hoffmann
Die Offenheit, Herzlichkeit und Toleranz, mit der der Glaube in Selbitz gelebt wird, hat uns diesen Ort zu einer Art Glaubensheimat gemacht. In dieser Zeit lernten wir auch Tertiärgeschwister kennen, die uns auf diesem Weg bestärkten. ... Wir spürten den Wunsch nach einem verbindlicheren Weg mit den Geschwistern in der Nachfolge Jesu.Heidi Schirmer
Die Tertiärgemeinschaft ist für uns ein Ort, wo wir über den Glauben reden und nachdenken können, unabhängig von unserer Berufstätigkeit (Pfarrer, Religionspädagogin). Gleichzeit ist sie eine kontinuierliche, wohnort-unabhängige Gemeinschaft, mit der wir gemeinsam unterwegs sind. Ingrid und Hanjo von Wietersheim
Es war besonders das Mitleben der Spiritualität, die mich in die Nähe der Communität und in die TG gezogen hat, und sie hat in meinem Alltag ihren festen Platz behalten: im Beten mit den liturgischen Texten, bei Gebetsweisen und auch im Leben mit Worten von Hanna Hümmer und den Schwestern. Das ist mir kostbar, denn ich erlebe es als ein inneres Verbundensein mit der Communität und den Tertiärgeschwistern. Dörte Kraft
Zu unserer Berufung gehört auch, dass wir die communitäre Gemeinschaft mittragen, indem wir ihre Lebensform bejahen und schätzen, sie unterstützen, z. B. bei praktischen Arbeiten im Konvent in Verchen. Es entstand eine herzliche Gemeinschaft unter uns, die einem sehr viel Freude und Zuversicht gibt. Andererseits erweitert es auch den eigenen Horizont, weil wir vor Ort auch die Nöte kennengelernt haben. Karl und Elisabeth Feinle
Die Zugehörigkeit zur CCB, die regelmäßigen Treffen und die täglichen Fürbitten geben uns einen starken Rückhalt und fördern das Vertrauen, das uns entgegengebracht wird. Unser Haus ist offen. Wir sind ansprechbar auf die Verheißungen der Seligpreisungen, nach denen wir leben wollen. Herta und Heiner Daumenlang
Kurz nach dem Eintritt in meinen Ruhestand kam von Hof Birkensee die Anfrage, ob ich zeitweise beim Bauen mithelfen könnte. Das war es, neuer Freiraum und eine sinnvolle Aufgabe. … Die Erinnerung an diese Zeit erfüllt mich mit Dankbarkeit. Miteinander arbeiten war das Eine, das Erleben einer guten Gemeinschaft das Andere. Gerhard Hermann
Ich konnte erfahren, dass mein Glaube durch die Jahre hindurch gewachsen war und dass er da war und mich getragen hat, als es dunkel um mich war. Innerlich froh machen mich die Gebete, die Anteilnahme, das Getragen-sein durch die Tertiärgeschwister und die Geschwister der Communität. Christa Korsinek (1935-2009)
In den Jahren des Krieges haben Frauen den seelsorgerlichen und befreienden Dienst der Pfarrfrau Hanna Hümmer erfahren. Daraus entstand ein Kreis von ersten Tertiärgeschwistern. Mit ihrem Gebet und ihrer materiellen Hilfe in Form des "Zehnten" trugen sie zur Existenzgrundlage der "Schwarzenbacher Christusbruderschaft" bei. Als "helfende Mitglieder" gehörten sie zur "allgemeinen Christusbruderschaft". Sie wussten sich "von Gott mit hineingenommen in den Uranfang der Christusbruderschaft".
Zu dem "äußeren Ring" gehörten 1956 bereits 10 männliche und 48 weibliche Mitglieder. Sie verstanden sich als "der Dritte Orden um die Kerngruppe der dienenden Brüder und Schwestern... Sie versuchten, die Ordnungen der Bruderschaft in loser Form mitzuleben und in ihrer Ortsgemeinde nach Kräften an deren geistlicher Verlebendigung beizutragen."
Das große Wachstum der Communität (118 Mitglieder im Jahre 1973) und die Bauphasen in rascher Folge (Ordenshaus, Gästehaus und Walter Hümmer-Haus) prägten diese Jahre. Es war eine Zeit der Klärung und Gärung.
Nach dem plötzlichen Tod von Walter Hümmer (1972) hatte Hanna Hümmer nicht mehr die Kraft, die Tertiären weiter zu begleiten und Freizeiten für sie zu halten.
Das Fortbestehen des Tertiärkreises mit seinen 32 Geschwistern war nach dem Tod von Hanna Hümmer 1977 unklar. Es folgte eine Zeit der Krise in der Chrstusbruderschaft. Sie führte zu einer Teilung in die "Christusbruderschaft Falkenstein" und "Christusbruderschaft Selbitz".
13 Tertiäre zogen mit nach Falkenstein, 17 Tertiäre verblieben in Selbitz.
Freunde suchten nach der Trennung eine "engere Verbindung" zur Christusbruderschaft in Selbitz. Sie erarbeiteten in verschiedenen Einkehrtagen "10 Punkte verbindlichen Lebens in einem Tertiärkreis der Christusbruderschaft".
Eine Neugründung der Tertiärgemeinschaft geschah im Dezember 1986 mit 17 "alten" und 19 "neuen" Geschwistern. In rascher Folge gab es jedes Jahr neue Aufnahmen und Segnungen. Die Jahre des neuen Aufbruchs waren geprägt von großer Lebendigkeit und Freude.
Inzwischen ist die Tertiärgemeinschaft auf über 100 Mitglieder angewachsen – Ehepaare und Singles, von Südbaden bis Mark Brandenburg. Neue Strukturen für die Leitungsverantwortung und Kommunikationsformen für den Aufnahmeweg und die Zuordnung zur Communität mussten geschaffen werden, damit sie dem Wachstum der Einzelnen und den Zielen der ganzen Gemeinschaft dienen. Wegweisend waren dabei die Grundverheißungen der Communität und die Regel (1999), an der sich die Tertiärgemeinschaft orientiert.
Was zur Ausgestaltung des Lebens in der "Tertiärgemeinschaft als Weggemeinschaft" heute gehört, wurde in"Konkretionen" unter der Beteiligung aller Mitglieder zusammengefasst. (2010) Mit den verbindlichen Klausuren in Selbitz und den regionalen Treffen in Zellen helfen sie dazu, die Grundberufung und Sendung mitten in den Herausforderungen unserer Welt von heute zu leben: "Wohnort der Liebe Gottes zu sein."