Communität
Christusbruderschaft Selbitz

Schwester Sieglinde Volk

Bild von Schwester Sieglinde

Hier kann ich leben,
hier kann ich atmen!

  • 1940 Geboren
  • 1971 Eingetreten

Gesagt - getan!

Anfang 20 wollte ich von zu Hause ausziehen. Im Hinterkopf hatte ich schon länger den Gedanken noch Krankenschwester zu werden. Einen Beruf hatte ich bereits, ich war zur kaufmännischen Angestellten aus gebildet, an diesem hatte ich keine große Freude! Deshalb suchte ich mir eine Stelle als Au-pair in der Ostschweiz. Damals konnte man mit einem Jahr Erfahrung im Haushalt noch Krankenschwester werden, heute ist das undenkbar! In der Familie fünf Personen, die Eltern und drei Kinder gefiel es mir auf anhieb. Der Lebensstil, die Freiheit und Weite, die ich dort hatte kam mir sehr entgegen. Wandern in den Ferien - dies war etwas total Neues und Ungewohntes für mich.
Ich selbst gehöre zu der sogenannten Kriegsgeneration. Dadurch war das alles neu. Dies alles war eine Horizonterweiterung! Meine Einstellung zum Leben hat sich verändert und mein Denken und Fühlen wurde anders. Nach 1 ½ Jahren suchte ich mir dann eine Stelle im Büro in Stuttgart, weil ich nicht mehr nach Hause wollte. Nicht lange nachdem ich mit meiner Arbeit begonnen hatte sagte meine damalige Kollegin zu mir, sie war etwa so alt wie ich: "Du, hier in Stuttgart gibt es den Offenen Abend. Das ist etwas für dich, aber nichts für mich, weiter meinte sie einmal oder zweimal gehe ich mit dir hin, aber dann musst du allein gehen." Gesagt - getan!

Die jungen Leute im Offenen Abend waren missionarisch, freundlich und jedem, der neu kam, begegneten sie zugewandt. Ein zweites Mal war gar nicht mehr nötig! Ich fühlte mich dort wohl! Vor allem hat mir das Angebot entsprochen. Es gab die großen Offenen Abende mit einem vielfältigem Angebot. Dazwischen traf man sich alle zwei Wochen in einem Hauskreis zum Bibelgespräch. Nach einem halben Jahr habe ich mich dann bei einer Freizeit angemeldet, die angeboten wurde. Diese hatte immer ein abwechslungsreiches Programm. Nur eines war konstant: jeden Morgen fand eine Bibelarbeit statt, mit wenigen Ausnahmen. Am Ende von diesen zwei Wochen meldete ich mich zu einem Gespräch bei einer Mitarbeiterin an. In diesem habe ich mein Leben Jesus übergeben, und legte gleichzeitig meine Lebensbeichte ab. Dies war ein wichtiger Schritt für mich, weil ich bis vor wenigen Jahren alles, was mit Kirche und Bibel zu tun hatte ablehnte. Ebenso alles Fromme.
Einige Jahre später hatte ich eine Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen, gegen den Willen meiner Eltern, nach ihrer Meinung reichte eine Ausbildung. Nun wollte ich wieder an einer Freizeit teilnehmen. Dieses Mal waren die Bibelarbeiten über Texte von Mose dran, unter anderem die Berufung von ihm. In mir fing es dabei an zu rumoren, mit der Frage was hat das mir zu tun. Dabei wurde mir klar, ein Jahr meines Lebens Gott zur Verfügung zu stellen. Weil ich Selbitz schon kannte meldete ich mich für ein Diakonisches Jahr an, heute FSJ. Mit zwei jungen Frauen fuhr ich dort hin. Wie wir angekommen waren und noch in der Eingangshalle standen fühlte ich plötzlich hier kann man leben, hier kann man atmen. Sehr bald folgte mein erster Arbeitstag, er war in der Küche. Nach dem ich mich etwas eingewöhnt hatte, wurde mir bei der Arbeit immer wieder etwas verdeckt  vermittelt: ich würde ganz gut zu ihnen passen, auch bei anderen Begegnungen erlebte ich das so. Es waren vor allem junge Schwestern, die das sagten. Dabei dachte ich mir: so geht das nicht, das muss ich schon selber wissen.
Nachdem ich vier Monate dort war und allein in meinem Zimmer, wir waren zu zweit untergebracht, hatte ich ein Erlebnis mit Gott und da wusste ich: ja, jetzt kann ich es tun. Nach ein paar Tagen hatte ich ein Gespräch mit Hanna Hümmer. Damals sagten wir alle Frau Mutter zu ihr. Sie bestätige mir, dass ich eine Berufung in diese Gemeinschaft habe. Das ging alles ziemlich schnell, heute ist das natürlich alles anders. Meine Eltern waren total dagegen dass ich diesen Weg gehen will, vor allem mein Vater war es bis zu seinem Tod. Meine Mutter änderte mit der Zeit ihre Einstellung. Zu meiner zeitlichen Profess kamen sie, aber danach nie wieder! Jetzt bin ich 84 Jahre alt und lebe schon über 50 Jahre in der Gemeinschaft und bin dankbar für alles, was ich erlebt habe an Schwierigem und Schwerem. Gerade durch die Schwierigkeiten bin ich innerlich gewachsen. Meine Beziehung zu Gott hat sich immer wieder verändert, manchmal war er mir fern und dann wieder ganz nah. Grundsätzlich ist meine Beziehung zu IHM intensiver geworden. Jetzt da ich alt bin habe ich immer wieder Erlebnisse und Erfahrungen, die mich froh und glücklich machen! Und dafür bin ich überaus dankbar und froh. ER hat mich durch manche schwere Situation begleitet, in dem ich ihn nicht spürte, aber ER war da, das war seine Treue zu mir.