Da hat etwas gebrannt in mir…
…als ich mit 9 Jahren alleine zuhause saß und in einer kleinen Kinderbroschüre des Bibellesebundes die Rätsel löste. Ganz am Ende stieß ich auf das Motto der Herausgeber mit dem Bibelwort: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg“ (Psalm 119, 105), dazu das Logo: Ein Weg, ein Fuß und eine Öllampe. – Und mit einem Mal wusste ich ganz tief: Das wird mein Weg mit Gott! Gott und ich, wir werden miteinander gehen, und zwar ganz persönlich! – Das füllte mich mit einer solch großen Freude aus, dass ich das Psalmwort am liebsten mit riesengroßen Buchstaben an die Wohnzimmerwand geschrieben hätte. Es war ein unbeschreibliches Herzensfeuer, das ich nie mehr vergesse.
…als ich mit 14 Jahren am Abend durchs dunkle Dorf ging. Ich kannte jedes Haus und jeden Baum, und doch war es ein wenig gruselig. Da dachte ich an Gott und bat ihn um seinen Schutz. In diesem Moment kam ich gerade an zwei Bäumen vorbei und es durchfuhr mich: So real, so wirklich, wie hier diese beiden Bäume stehen, so ist Gott an meiner Seite! Das war eine unglaubliche Ermutigung und freute mich schlichtweg: Aha, so ist Gott also. So normal und so wunderbar gegenwärtig!
Dies sind zwei Beispiele für meinen Weg, den ich tatsächlich schon von Kindheit an mit Gott gehen wollte und gegangen bin. Und dieser Weg war eben nicht „nur“ die christliche Sozialisation meiner christlich geprägten Familie (immerhin waren meine vier Urgroßväter und zwei Großväter Pfarrer), sondern schon früh auch mein ganz eigener Such- und Findeweg. Und eben der Weg eines brennenden Herzens.
Meine ersten Berührungspunkte mit der Christusbruderschaft gab es bereits in meiner frühen Kindheit: Meine Großeltern gehörten zur Tertiärgemeinschaft, später auch meine Mutter, eine Tante war auch als Schwester eingetreten… Das heißt, dass mir die Gemeinschaft und diese Lebensform grundsätzlich vertraut waren. Ich erlebte in der Familie eine tiefe Wertschätzung für die Communität und viel Dankbarkeit, was die Einzelnen an Stärkung und Freude, Trost und Weite in ihrem Glaubensleben in Selbitz erfahren haben.
So lag es für mich nahe, dass auch ich dann als Jugendliche zu einer „Mädchenfreizeit“, wie sie damals in den 1970er Jahren angeboten wurden, fahren wollte. Ich kam in Selbitz an – und da war es wieder, dieses Feuer im Herzen: Die Art, wie ich Gemeinschaft erlebte, wie in der Bibel geforscht wurde, wie Schwestern und Brüder von Gott gesprochen haben, es berührte mich zutiefst in meiner Sehnsucht, wie auch ich mein Leben mit Gott leben wollte. Es war, wie wenn ich während dieser Tage das Feuer „von außen“ in den Schwestern und Brüdern und in mir selbst spürte.
Es kam im nächsten Jahr eine zweite Freizeit, dann begann ich ein FSJ in Selbitz – und das Feuer dieser Sehnsucht nahm nicht ab. Zwei Fragen beschäftigten mich während dieser Monate sehr:
Ist das alles nur eine fixe Idee von mir – oder kann es von Gott kommen? – Und wenn es von ihm wäre: Wann ist dann der Zeitpunkt, mich mit dieser Frage jemandem zu zeigen? Letztendlich waren es verschiedene Bibelworte, die sich mir so „in den Weg“ stellten und mein Herz berührten, dass ich nicht anders konnte, als sie als wegweisend von Gott zu verstehen. Ja, anscheinend war es auch der Weg Gottes für mich, als Schwester gemeinsam mit den anderen Geschwistern in der Christusbruderschaft meine Liebe zu ihm leben und ausdrücken zu dürfen. – Und so suchte ich das Gespräch und mein Weg des Hineinwachsens in die Gemeinschaft begann – und dauert inzwischen über 47 Jahre.
In allem menschlichen Auf und Ab unseres gemeinsamen Lebens, in allem Reichtum und in den Erfahrungen von Scheitern und Armut, spüre ich, wie sehr uns ein gemeinsames Feuer, eine Glut, verbindet. Das ist es, warum sich dieses Leben für mich unendlich lohnt. Denn Gott ist da, wie die zwei Bäume am Wegrand, er liebt und er braucht uns, und ja, …
… da brennt etwas in mir!