Wir gehen an diesem Tag unseren normalen Beschäftigungen nach, dabei will uns dieser Tag vom Ostergeschehen etwas Wichtiges mitteilen: Am Karsamstag denken wir daran, dass Jesus im Grab ist und das zeigt uns, dass es keinen Ort auf der Welt gibt, - auch nicht das Grab - an dem Jesus Christus nicht gegenwärtig ist. In der Bibel ist uns ein Bericht überliefert (Matthäus 27, 57-60) von einem aufrichtigen Menschen, der nach dem Tod Jesu am Kreuz, ganz nah am Geschehen dran war: Josef von Arimathäa. Hier meine Rückfrage an ihn, wie er den Ostersamstag erlebt hat:
Jahre darnach, bin ich Josef begegnet.
Er hatte sein Geschäft verkauft,
er lebte bescheiden
und er hatte Zeit.
Ich fragte Ihn:
„Warum hast du das getan?“
Er sagte: „Ich bin ein Mensch, dem Ordnung wichtig ist,
im Leben und im Staat und im Glauben auch.
Ich habe schon immer vorgesorgt, -genau wie du-
ich habe immer gerne nützliche Beziehungen geknüpft, -genau wie du-
ich war oft nicht einverstanden mit dem,
was Regierungen, Gesellschaft und Kirche getan haben, -genau wie du-
Innen war ich ein Rebell – nicht Außen - nur Innen.
Ich hab’ auf Gottes Reich gewartet, -genau wie du-“
„Warum hab’ ich es getan?“
Wollte ich einen Schlusspunkt setzen, hinter meine innere Enttäuschung?
Warum hätte ich sonst den großen Stein besorgt?
Abgesperrt – Aufgeräumt.
Wollte ich für alle sichtbar zeigen, dass sie den Falschen gefoltert und getötet haben?
Wollte ich ihn ehren, - den Menschen, seine Ideen?
Woher hatte ich den Mut dazu?
War es für mich einfacher, mich an die Seite eines Toten zu stellen,
als zu dem lebenden Rabbi?“
„Wir mussten die schweren Holzbalken mit dem leblosen Körper erst umlegen.“
„Dann: die Nägel mit schwerem Werkzeug durch die starren Hände ziehen...
Der leblose Körper - Die überdehnten Glieder...“
„Hast Du schon mal jemand eingesargt?“
„Wir wollten behutsam sein, ihn nicht verletzen.
Warum eigentlich? – er war doch tot.
Wir mussten uns beeilen; du weißt ja – religiöse Vorschriften.
Wir hatten ein großes Tuch dabei, darin trugen wir ihn zu meinem Grab“
„Hast Du Dir auch schon ein Grab gekauft?“
Dort angekommen: Auswickeln, Einwickeln, Geschäftigkeit. -
Mit geronnenem Blut verschmiert, verschwitzt kam ich nach Hause.
Keine Zeit für Gefühle.
Erst hinterher:
Sein Blut klebte überall an meiner Haut –
Diese leblosen Hände – Diese Nagelwunden –
Ich hab’ IHN getragen!
Wenn ich heute meine Hände anschau’ –
Tag für Tag, sehe ich seine Nagelwunden –
ich fühle seine Hände – ich spüre seine Wunden –
tote Hände, die mich segnen – leben.
Edmund Bäuerle