Communität
Christusbruderschaft Selbitz

„Oculi nostri ad Dominum Deum. Oculi nostri ad Dominum nostrum.“

EG 699

Wir bewegen uns um den Sonntag Oculi „herum“. Es ist der 3.Sonntag in der Passionszeit und der 4.Sonntag vor Ostern.
In der überaus festlichen Liturgie des Ostermorgens, wenn es noch dunkel ist, werden bei uns in die Dunkelheit hinein drei biblische Texte gelesen, die von Schöpfung, Errettung, neuem Leben erzählen. Immer wieder singt die Gemeinde dazwischen „Oculi nostri ad Dominum Deum. Oculi nostri ad Dominum nostrum - Unsere Augen sehen stets auf den HERRN.“ Schließlich trägt der Liturg  die am Osterfeuer entzündete  Osterkerze in die Kapelle, bleibt immer wieder stehen und ruft singend „Christ, unser Licht“.   

Ein starker Moment.
Denn da wird deutlich und spürbar, worauf wir schauen: auf Christus, unser Licht. Durch die Passionszeit sind wir Ihm, so gut wir konnten, in aller Begrenztheit, hinterher gegangen. Aber Leiden und Dunkelheit suchen wir uns nicht freiwillig. „Meister, das widerfahre dir nur nicht!“ Matth. 16, 22 möchte ich am liebsten mit Petrus sagen. Und meine doch auch: „O Gott, bewahre du mich, bewahre diese Welt. O nein, so viel Dunkelheit, so viel Leid!“ Am liebsten möchte ich dem ein großes und ganzes „Nein!“ entgegen schreien und dem Ausweichen, einen anderen Weg nehmen.

Und was macht Jesus? Er weist Petrus schroff zurecht und geht Seinen Weg aufrecht und zielgerichtet weiter, geradewegs in Verrat, Gefangennahme, Verspottung, unerträgliche Schmerzen, Leid und Dunkelheit bis in den Tod am Kreuz. Und ich? Wenn ich bei Ihm bleiben will, bleibt mir nichts anderes übrig, als mit Ihm zu gehen.

Doch: „Oculi nostri ad Dominum Deum…“ das ist der Knackpunkt. Denn wenn ich das immer wieder versuche – meine Augen auf den HERRN zu richten -, spüre ich, wie viel Kraft und Erlösung darin liegt, das Jesus eben doch nicht auf Petrus gehört hat, damals, und den Weg durch die Dunkelheit gegangen ist. Nein, der schwerere Weg ist nicht immer der Weg der Nachfolge, aber der Weg der Nachfolge kann schwer und eng werden. Doch da ist Jesus, der mich einlädt, mit IHM zu gehen. Ich bin nicht allein, wir sind nicht allein auf schweren dunklen Wegen.
Diese Gegenwart ist wohl mit Sein größtes Geschenk, das Er uns hinterlassen hat. Und doch bleibt der Weg der Dunkelheit mit Ihm ein Geheimnis. Aber „Oculi nostri“ ertönt in der Dunkelheit der Osternacht. Es hat uns zum Osterlicht geführt.

 

Sr. Beate Seidel, Gästehaus Selbitz