… oder sollte ich lieber schreiben: schwimmen gehen?!
Nein. Das Teekesselchen „baden gehen“ mit seiner Doppeldeutigkeit von erfrischendem Sommervergnügen und krachendem Scheitern finde ich passend. Fernab eines Badesees und kirchlicher Hochfeste, mitschwimmend in der „soundsovielter Sonntag nach Trinitatis“-Zeit, ist die Freibad-Saison für mich – man glaubt es kaum – auch geistlich eine besondere Zeit. Mittendrin im Alltagsgeschäft, wenn mein Glaube ohne festliche Highlights gelebt werden will. Baden gehen nicht ausgeschlossen: die Glaubensdurchwirkung gelingt mir im Trubel dieses Alltags nicht immer so wie gewollt, gehofft, gedacht, gewünscht:
Einfach die Geduld verloren – wo war sie nur, als ich sie dringend brauchte?
Oups – doch wieder schneller einsortiert als fertig zugehört!
Und ach, Absprache vergessen und dann lief es so schief, wie es nur schieflaufen kann – dicken Fehler gemacht, ausbaden muss unglücklicherweise ein andrer.
Baden gegangen trotz bester Vorsätze und gutem Willen.
Noch ist es früh, das Freibad leer. Die kalte Dusche rüttelt die Sinne wach. Nun bin ich da, hier und jetzt. Und nicht nur ich, auch wenn das Becken leer aussieht. Ich tauche ein, bin ganz umgeben, lass mich tragen. Das Wasser empfängt mich freundlich. Ein Vater-Unser, Wort für Wort, Atemzug für Atemzug, Schwimmzug um Schwimmzug. Die nächsten Bahnen staune ich, was alles mitschwimmt in diesem leeren Freibad: es blubbert nur so aus mir heraus. Ich atme ins Wasser, was mich bewegt – persönliche Pleiten, Pech und Pannen, Freud und Dank, die aus den Fugen geratene Weltgeschichte und mitmenschliches Leid.
Ich puste, pruste, atme es völlig unsortiert dem entgegen, der lebendiges Wasser ist, dessen Geist über den Wassern schwebt – über diesen und weitaus unruhigeren, über den Wellen, die ich ausgelöst habe und denen, die mich bewegen, über ihren Höhen und Tiefen. Ich atme es dem zu, dessen Weisheit ordnet – auch mein Inneres. Die Bahn ist wieder zu Ende, ich wende, kehre um. Ich schwimme weiter, umgeben, getragen. Atemzug für Atemzug, Schwimmzug um Schwimmzug. Worte sind da: Einatmen – „ich bin…“ – ausatmen – „…getauft“… Das ist es: Es gilt, dieses ‚Ja‘, das ich in meiner Taufe erfahren habe, unverbrüchlich.
Ich kann wenden, umkehren, nicht nur am Ende der Bahn. Kann mich neu ausrichten. Weiterschwimmen im Strom der Zeit, umgeben, getragen. Wie viele Bahnen ich schwimme? Keine Ahnung…
Immer bis zum Amen.
Anke Daab, Tertiärschwester
P.S.
24. Juni war Gedenktag Johannes des Täufers. Im Sommer feiern einige Gemeinden draußen Taufsonntage mit Tauferinnerung. Manchmal auch mitten da wo Menschen baden gehen.